Über das Projekt
Das audiovisuelle Gedächtnis der NS-Zeit ist von den offiziellen Bildern geprägt, die von der NS-Propagandamaschinerie geschaffen wurden. Die Filme, die in diesem Zukunftsfonds-Projekt digitalisiert, annotiert und zugänglich gemacht wurden, bestehen großteils aus nicht-offiziellen Bildern, die das pulsierende jüdische Leben in Österreich vor der NS-Zeit, den Umbruch der nationalsozialistischen Machtergreifung, das Alltagsleben und die Judenverfolgung nach dem „Anschluss“ zeigen, darunter zwei von amerikanischen Besuchern gedrehte Filme. Diese Filme ergänzen und widersprechen in manchen Fällen der offiziellen Darstellung der Ereignisse und dienen somit als wichtiges Korrektiv der visuellen Überlieferung. Sie bieten darüber hinaus eine Gelegenheit, das Verhältnis zwischen Film, Geschichte und Geschichtsschreibung zu untersuchen.
Ephemere Filme sind Filme mit begrenztem Zweck, nicht dazu gedacht zu überdauern. Sie umfassen Amateurfilme, Institutionenfilme, Industriefilme, Lehrfilme und andere Filme. Aufgrund ihres ephemeren Status haben diese Filme wenig Aufmerksamkeit in der Forschung und kaum systematische Konservierungsmaßnahmen erfahren.
Aus den Beständen des Österreichischen Filmmuseums, des United States Holocaust Memorial Museum und des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte und Gesellschaft (2019 transformiert in Ludwig Boltzmann Institute for Digital History) hat das Projekt „Ephemere Filme: Nationalsozialismus in Österreich“ auf dieser Website 50 ephemere Filme aus einem größeren Pool an Filmen mit Bezug zur NS-Zeit und zum Holocaust in Österreich zugänglich gemacht.
Jeder Film wurde sorgfältig Bild für Bild (Frame by Frame) unter Einsatz aktuellster digitaler Technologien gescannt, in den meisten Fällen mit einer 2K Kopie als Ergebnis. Auf diese Weise bleibt die digitale Version des Filmes strukturell mit dem analogen Original verbunden. Detaillierte geographische, historische und andere wissenschaftliche Annotationen zu jedem Film sind in einer umfassenden neuen Datenbank enthalten, die unter Anwendung von PBCore als Metadatenstandard erstellt wurde. Eine neuartige Webapplikation hilft dabei, die Struktur und den Inhalt der im Original analogen Filme bei ihrer Übertragung in ein digitales Medium zu erhalten. Diese neue Open Source-Technologie umfasst ein ganzes Set an Features:
- das Abspielen eines Filmes Bild für Bild (Frame by Frame)
- die Möglichkeit, die Geschwindigkeit (die Bildrate) des Films laufend zu wechseln, zwischen 6 Bildern pro Sekunde und 36 Bildern pro Sekunde
- Annotationen, darunter zusätzliche Bilder, geographische Angaben und andere Metadaten, die sich synchron zum Film mitbewegen
- die Gegenüberstellung aktueller Bilder einer im historischen Film zu sehenden Straße, eines Gebäudes oder eines anderen Schauplatzes
- die Darstellung von Schauplätzen eines historischen Film auf einer aktuellen Landkarte
Die Open Source-Technologie ist für Entwickler verfügbar: https://github.com/eFilms/eFilms
Der Film-Player beruht auf dem HTML5 Media Framework Popcorn.js der Mozilla Foundation (http://popcornjs.org), das für die Zwecke des Projekts adaptiert und modifiziert wurde. Für die Erfassung der Annotationen wurde ein vollkommen neuer Online Film-Editor gebaut, der aus technologischen Gründen nicht auf dem von der Mozilla Foundation entwickelten Popcorn Maker beruht.
Dieses Projekt wurde 2016 abgeschlossen. Die Annotationen werden von Zeit zu Zeit weiterhin überarbeitet und erweitert. Das Projekt wurde durch die finanzielle Unterstützung des Zukunftsfonds der Republik Österreich möglich gemacht.



